Haarseife oder festes Shampoo? Zur verpackungsfreien Reinigung der Haare kann entweder Haarseife oder festes Shampoo verwendet werden. Ich erkläre dir hier die Vor- und Nachteile und die richtige Anwendung.
Was ist der Unterschied zwischen Haarseife und festem Haarshampoo?
Feste Waschstücke und Seifen sind beides Tenside (waschaktive Substanzen). Der Unterschied besteht darin, dass Seifen ein natürliches Tensid sind, während feste Waschstücke (wie festes Shampoo) synthetisch hergestellte Tenside sind, sogenannte Syndets. Bei Syndets kann der PH-Wert im Gegensatz zu Seife auf unsere Haut abgestimmt werden. Unsere Kopfhaut hat einen PH-Wert von 5,5 und ist somit leicht sauer. Syndets können darauf abgestimmt werden und greifen deshalb die natürliche Schutzbarriere der Haut nicht an. Seifen wiederum sind von Natur aus alkalisch (PH-Wert bei 7), daher müssen die Haare nach einer Wäsche mit Haarseife sauer ausgespült werden, um den PH-Wert zu neutralisieren. Diese Haarspülung nennt sich „Saure Rinsung“, dafür brauchst du lediglich etwas Apfelessig oder Zitronensaft und Wasser. Die Waschwirkung von Seifen ist allerdings etwas schwächer, daher reinigen Seifen etwas sanfter als Syndets und trocknen das Haar nicht aus.
Die Nachteile von Syndets sind, dass die Waschstücke viel schneller aufgebraucht werden als Seife und zudem meist teurer sind. Außerdem sollte sehr auf die Inhaltsstoffe geachtet werden, vor allem welche Öle zur Herstellung verwendet wurden. Finger weg sobald Mineralöle oder Palmöle verwendet wurden. Mineralöle sind eine sehr knappe Ressource und nicht biologisch abbaubar. Bei Palmöl und auch bei Kokosöl darauf achten, dass es aus nachhaltigem Anbau kommt. Nichtsdestotrotz müssen für den exzessiven Anbau dieser Palmen viele Waldflächen weichen. Greife immer zu Naturkosmetik Haarseifen und festen Shampoos, hier kannst du dir sicher sein, dass keine unnötigen Zusatzstoffe beigesetzt wurden und auf die Herkunft der Rohstoffe geachtet wurde. Ob du lieber Haarseife oder festes Shampoo nutzten möchtest, das musst du selber für dich herausfinden.
Haarseife richtig nutzen.
Die Umstellung
Zunächst müssen sich deine Haare von Shampoo auf Seife umstellen. Durch jahrelanges nutzten von synthetischen Waschsubstanzen, die teils aggressiv deine Haare entfetten und reinigen kann die natürliche Haarstruktur stark beschädigt sein. Durch synthetische Haarspülungen und -Kuren befinden sich viele Ablagerungen auf deinen Haaren, die den natürlichen Zustand der Haarstruktur verbergen. Sind diese synthetischen Ablagerungen abgewaschen, wirken die Haare sehr trocken und strohig. Jetzt dauert es etwas (ca. 2 – 6 Wochen) bis sich dein Haar regeneriert hat und sich die natürliche Schutzbarriere wieder aufgebaut hat. Dann bekommt dein Haar allmählich seinen eigenen natürlichen Glanz zurück, ganz ohne Hilfsmittel. Der Vorteil: Die eigene Schutzbarriere des Haares ist die beste und natürlichste. Du wirst weniger zu Haarbruch und Spliss neigen, deine Haare wachsen schneller und dichter, da sie kaum noch belastet werden und sich so natürlich von Innen heraus stärken können.
Haare mit Haarseife waschen
Bei Seifen ist mehr mehr. Im Gegensatz zu synthetischen Tensiden reinigen Seifen sehr sanft, daher darf es hier ruhig mehr sein. Mache deine Haare und die Seife zunächst schön nass mit warmen Wasser. Trage dann die Seife direkt auf die Kopfhaut und Haare auf, verteile den Seifenschaum richtig gut überall auf dem Kopf und auch am Haaransatz. Die Seife muss richtig gut aufschäumen. Gelingt das nicht, wasche die Seife aus und versuche noch einmal aufzuschäumen. Massiere den Schaum dann in deine gesamten Haare ein. Die Seife darf keine klebrigen Stellen hinterlassen, diese lassen sich nur schwer auswaschen, daher ist es wichtig die gesamte Seife aufzuschäumen. Lass dir Anfangs mehr Zeit für´s Haare waschen. Später hast du den Dreh raus und es geht schneller. Wasche nun deine Haare richtig gründlich mit warmen Wasser aus. Schaue dass du überall gut spülst, Seife kann sonst fettige Streifen in deinem Haar hinterlassen.
PH-Wert neutralisieren
Da Seife einen PH-Wert von 7 hat, unsere Kopfhaut aber einen PH-Wert von 5,5 müssen wir den PH-Wert neutralisieren. Das bedeutet wir brauchen eine saure Rinsung. Quasi die Großmutter der Haarspülungen. Der Vorteil der sauren Rinsung: Deine Haare werden glänzend und leicht kämmbar.
Saure Rinsung mit Apfelessig
Das ist die klassische saure Rinsung. Ich habe immer eine leere 1 Liter Flasche unter der Dusche. Am Anfang fülle ich mir ca. 5 Esslöffel Apfelessig in die Flasche. Nach der Haarwäsche fülle ich die Flasche mit Wasser auf (kaltes Wasser ist am Besten, muss aber nicht sein) und gieße das Wasser-Essig Gemisch über die nassen Haare. Die Haare danach nicht noch einmal ausspülen! Drücke deine Haaren leicht aus und wickle dir ein Handtuch über den Kopf. Der Essiggeruch verfliegt sobald deine Haare trocknen.
Saure Rinsung mit Zitronensaft
Falls du den Geruch gar nicht leiden kannst, kannst du ersatzweise auch Zitronensaft nutzen. Dafür den Saft einer halben Zitrone in eine leere Flasche füllen, nach dem Waschen die Flasche mit Wasser auffüllen und deine Haare mit dem Zitronenwasser ausspülen. Auch hier nicht nochmal mit Wasser spülen. Zitronensaft kann deine Haare allerdings aufhellen. Daher eignet sich diese Methode für dunkle Haare weniger.
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Fotos: Laura Kypke