Mensch kontra Natur?

Mensch kontra Natur?

»Das Problem ist, dass unser aktuelles Bildungsparadigma Menge über Qualitäten stellt und Fakten vor Werten priorisiert. Das Ergebnis ist, dass wir einen ziemlich seelenlosen Zugang zur Welt haben, der von Natur aus dualistisch ist und uns zu der Überzeugung führt, dass unsere Erde nichts weiter als eine riesige Maschine ist, die wir steuern können, wie wir es wünschen (...)« (2) - STEPHEN HARDING

Die Auswirkungen der Menschen auf die natürlichen Ökosysteme des Planeten sind so groß, dass wir im geologischen Zeitalter des Anthropozäns leben. Dies bedeutet, dass wir so massive Auswirkungen auf die Erde haben, dass wir das Planetenklima und die natürlichen Systeme stark verändert haben. Hauptgründe dafür sind zerstörerische Industrien, der enorme Verbrauch von Ressourcen, die Freisetzung von Kohlenstoff und die dominierende Monokultur. Das alles ist der ultimative Beweis für uns, wie diktatorisch wir die Natur behandeln. Der Dualismus zwischen Mensch und Natur verursacht die Zerstörung des Planeten.

Wir benutzen unsere Natur, beuten sie aus und missbrauchen sie. Sie ist unsere ewige Quelle und unser wissenschaftliches Studienobjekt. Wir experimentieren mit der Natur herum und quälen sie. Wir haben die Bedeutung, die Zugehörigkeit und die Nähe zur biologischen Artenvielfalt des Planeten verloren. Wir haben vergessen, dass wir in ständiger Kommunikation mit unserem Planeten stehen. Im Gegensatz zu alten Kulturen haben wir keine Beziehung mehr zur Natur. Wir haben sie vergessen, die Mutter Erde, Gaia (aus der antiken griechischen Religion, die Göttin oder Personifikation der Erde), Patchamama („Mutter Erde“ Göttin der Ureinwohner in den Anden und in der Inka-Mythologie). Wir leugnen ihre Existenz, vergessen dass sie uns ernährt, sie ist Fruchtbarkeit, sie ist die Lebensspenderin, die Mutter aller. Selbst diejenigen, die nicht an religiöse Ansätze glauben oder Spiritualität nicht trauen, sondern nur die wissenschaftlichen Fakten für wahr halten, müssen dennoch zugeben, dass die Natur und ihre Geschöpfe leben und alles mit dem Menschen verbunden ist. Vielmehr noch, dass der Mensch abhängig ist von der Natur und den Lebewesen.

Daher ist es mehr als notwendig, diese Diktatur der Natur gegenüber zu beenden und mit einer demokratischen Einstellung zu beginnen, der der Erde das Recht gibt zu leben und sich selbst und ihre Lebewesen zu erhalten.

Ley de derechos de la madre Tierra – Das Gesetz der Rechte von Mutter Erde.

Ecuador und Bolivien sind die ersten, die der Natur die gleichen Rechte zusprechen wie Menschen. »Ecuador (…) hat seine Verfassung geändert, um der Natur das Recht geben zu existieren, zu bestehen, ihre Lebenszyklen, Strukturen, Funktionen und Prozesse in der Evolution aufrechtzuerhalten und zu regenerieren‘.« Außerdem »wird Bolivien die weltweit ersten Gesetze verabschieden, die der Natur die gleichen Rechte wie den Menschen gewährt. (…) In der indigenen Philosophie ist Pachamama ein Lebewesen. Der Entwurf des neuen Gesetzes besagt: „Sie ist heilig, fruchtbar und die Quelle des Lebens, die alle Lebewesen in ihrem Leib nährt und pflegt. Sie ist in ständiger Balance, Harmonie und Kommunikation mit dem Kosmos. Sie besteht aus Ökosystemen, Lebewesen und ihrer Selbstorganisation.“(1) Dieser Schritt war in beiden Ländern möglich, da indigene Gruppen in beiden Kulturen stark vertreten sind, die kulturelle Vielfalt respektiert wird und die Regierungen die Abhängigkeit der Menschen von der Natur anerkennt. Vor allem aber auch um das Leben für zukünftige Generationen zu erhalten. Dies sind erste Schritte, um uns wieder zu einem Teil der Natur zu machen. Wir müssen wieder ein Gleichgewicht mit der Natur und eine demokratische Herangehensweise an die Erde finden. 

Schlußendlich regieren politische Diktaturen normalerweise nicht lange, deshalb lasst uns die Revolution beginnen!

Wir, die Völker und Nationen der Erde: Wir sind alle Teil von Mutter Erde, einer unteilbaren, lebendigen Gemeinschaft miteinander verbundener und voneinander abhängiger Wesen mit einem gemeinsamen Schicksal“ (3) – Aus der Allgemeinen Erklärung der Rechte von Mutter Erde

1„Bolivia enshrines natural world‘s rights with equal status for Mother Earth“, J. Vidal, The Guardian, April 2011

2„Gaia Awareness: Awareness of the Animate Qualities of the Earth“, S. Harding, The Handbook of Sustainability Literacy, University of Brighton

3 „The Universal Declaration of the Rights of Mother Earth“

Illustrationen: Angela Prochnow

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